Am 15.02.2025 fand zum zweiten Mal ein Demonstrationszug mit Kundgebung der Vereinigung „Wir für Demokratie“ in Langenfeld statt. Unter dem Motto „Demokratie braucht Zusammenhalt“ waren etwa 1.500 TeilnehmerInnen zusammengekommen.
Die Flüchtlingshilfe.Langenfeld war mit einem Redebeitrag vertreten, den wir Euch hier im ungefähren Wortlaut wiedergeben:
Die Flüchtlingshilfe Langenfeld besteht jetzt seit fast genau 10 Jahren
Im Frühjahr 2015 haben wir uns gegründet und im Herbst 2015 wurden wir bereits gebraucht, um die erste Welle von Flüchtlingen in Empfang nehmen. Mit gut 300 freiwilligen Helfern sorgten wir für Orientierung und Zurechtfinden, halfen bei Behördenkontakten und informierten über den weiteren Verlauf der Verfahren, gaben Deutschkurse und führten Einschulungen durch.
Zu dieser Zeit gab es etwas wie Willkommenskultur
Die hielt aber nicht lange, und deshalb war es wohl auch keine wirkliche Kultur. Dafür zeigte sich eine andere Kultur, die des dunkleren Deutschland. Rechtpopulistische Kräfte lancierten das Phänomen des „Besorgten Bürgers“, den hat es nie gegeben, es war lediglich eine Kaschierung für Fremdenfeindlichkeit und den klassischen Rassismus. Zahlreiche konservative Politiker, allen voran der damalige Innen- und Heimatminister Horst Seehofer, folgten diesem Narrativ und torpedierte die Flüchtlingspolitik.
Angela Merkels „Wir schaffen das“ war nicht unrealistisch, sie hatte aber nicht erkannt, dass viele Politiker, auch Parteifreunde, dies nicht unterstützten und ausgerechnet die wichtigste Behörde in diesem Zusammenhang, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, in einem völlig desolaten Zustand war. Viele Flüchtlinge mussten bis zu zwei Jahre auf ihre Anerkennung warten.
Die rechtspopulistische Propaganda setzte sich fort, Bürger wurden empfänglich für die Projektion von Gefahren durch Kriminalität und fremdartige Sitten, insb. die Islamfeindlichkeit fand großen Zuspruch. Aus latentem Rassismus ist bis heute eine handfeste, hysterische Paranoia geworden.
Ungeachtet dessen lebten die Flüchtlinge ein Leben in den vorgezeichneten Bahnen, machten Deutschkurse, gingen zur Schule, bekamen die Aufenthaltstitel, nahmen Arbeit auf, machten Ausbildungen, Jugendliche nahmen Studien auf.
Die Bundesanstalt für Arbeit stellt fest, dass von den zwischen 2015 und 2020 eingetroffenen Flüchtlingen 70 % der Erwerbsfähigen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen (im Bundesgebiet liegt die Erwerbsquote insgesamt bei 74 %). Das entspricht auch der Situation in Langenfeld.
Die geflüchteten Menschen leben ein ganz normales Leben, haben sich in der Gesellschaft eingefunden, sind integriert. Umso erstaunter müssen sie jetzt zur Kenntnis nehmen, dass außer Kontrolle geratene Politiker in primitiv-populistischer Agitation hunderttausende von ehrlichen und aufrechten Menschen mit Fluchtgeschichte kollektiv diskreditieren und kriminalisieren.
Einige haben auch schlicht Angst vor Übergriffen, und das ist nicht unberechtigt. Die Zahl rechtsradikal motivierter Straftaten liegt bei über 40.000 im letzten Jahr, davon fast 1.500 Gewalttaten, 220 Anschläge auf Flüchtlingsheime.
Ein junger Flüchtling aus Langenfeld, der in nur 6 Jahren einen Schulabschluss erworben und eine Ausbildung abgeschlossen hat, als Geselle arbeitet und inzwischen eingebürgert ist, sagt: “Ich sage niemandem, dass ich aus Afghanistan komme.“
Das haben die Rechtspopulisten und -radikalen parteiübergreifend erreicht, dass Menschen, die Leistung bringen und wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft sind, jetzt den Eindruck haben, sich wegen ihrer Fluchtgeschichte verstecken zu müssen.
Aber wir dürfen auch nicht schwarz sehen, oder schwarz/braun, denn wir haben ja uns.
Wenn die Politik versagt, muss die Zivilgesellschaft funktionieren,
Wir müssen zeigen, dass die freiheitliche, demokratische und solidarische Gesellschaft allemal die bessere Alternative ist. Das ist ein wichtiges Signal an alle Menschen, aber im Besonderen auch an die geflüchteten Menschen in diesem Land.
Frank Schöler