Mobilität ist für Flüchtlinge ein ganz besonders wichtiges Gut, insbesondere in einer weitläufigen Gemeinde wie Langenfeld. Der Besitz eines Fahrrads ist somit schon ein bedeutender Vorteil, insbesondere dann, wenn dieses Fahrrad auch noch sachgerecht genutzt werden kann. Besondere Aufmerksamkeit fand daher ein Fahrradkurs für Frauen, den Flüchtlingshelfer durchgeführt haben. Es lag nun nicht besonders fern, gleiches auch für Kinder und Jugendliche anzubieten.
Kein Problem, dachten unsere rührigen Helfer, in Langenfeld gibt es ja einen Jugendverkehrs-übungsplatz in der Kronprinzstraße. Ein Ortstermin brachte allerdings eine kleine Überraschung zutage, der Verkehrsübungsplatz ist nicht zugänglich, der Platz selbst völlig verwahrlost und für seinen eigentlichen Zweck nicht nutzbar. Wie kann das sein ?
Recherchen führen zu dem Ergebnis, dass es in der Vergangenheit einen Zugang von der Kronprinzstraße aus gab, dieser existiert aber nicht mehr, er ist unpassierbar und zugewachsen. Warum zweckentfremdet die Stadtverwaltung ein aus sozialer und pädagogischer Sicht doch recht nützliches Gelände und lässt es verwildern ? Auch hier helfen Recherchen weiter. Das kleine Stückchen Land, das früher den Zugang zu dem Gelände gewährte, wurde verkauft. Das für sich genommen klingt schon kaum glaubhaft, denn es musste der Verwaltung ja klar gewesen sein, dass dadurch der Zugang zum Verkehrsübungsplatz nicht mehr gegeben war. Noch unglaublicher klingt allerdings, dass der Käufer ein angesehenes und einflussreiches Mitglied der Gemeinde ist.
Wenn wir diese Geschichte unseren Flüchtlingen aus Somalia, Südsudan oder Syrien erzählen würden, erhielten wir als Kommentar, dass dies völlig normal sei und in ihren Heimatländern auch so geschehen würde. Na ja, wenigstens dort ein bisschen Verständnis. Ach, wie schön ist Langenfeld.
Frank Schöler