Von einem, der auszog, seine Kontoauszüge zu holen, und ohne Konto wieder zurück kehrte

 

Die Arbeitsagentur forderte seine Kontoauszüge an, um festzustellen, ob er schon eine Kindergeldnachzahlung bekommen habe. Über diesen unsinnigen Verwaltungsauftrag wollen wir hier aber nicht berichten, sondern darüber, dass sich Ali auf den Weg zur Sparkasse machte, um dieser Anforderung Genüge zu tun. Er prägte sich vorher das Wort „Kontoauszüge“ nachdrücklich ein.

 

 

 

 

Auf dem Weg zur Sparkasse ist aber scheinbar die genaue Phonetik abhanden gekommen, er konnte das Wort, am Schalter angekommen, offenbar nicht mehr korrekt aussprechen. Die hilfsbereiten Mitarbeiter der Sparkasse wollten sich aber mit den dann wohl unverständlichen Äußerungen von Ali nicht abfinden und versuchten nun ihrerseits, dem ganzen einen Sinn zu geben. Der Besuch der Sparkasse sollte nicht umsonst gewesen sein.

 

Man einigte sich schließlich darauf, dass Ali sein Konto schließen wollte, da man aus seinen Äußerungen die Bruchstücke „Konto“ und „zu“ deutlich zu vernehmen glaubte. Also wurde Alis Konto kurzerhand geschlossen, oder, in einfachen Worten, Konto zu. Man drückte ihm das noch vorhandene Geld in die Hand und entließ ihn in eine kontolose Zukunft. Da er einen Ausdruck der letzten Kontobewegungen mit auf den Weg bekam, war er immer noch nicht wirklich davon überzeugt, dass irgendetwas schief gelaufen war.  

 

Erst ein erneuter Besuch am Schalter brachte dann die traurige Gewissheit, dass er nun ohne Konto da stand und auch die zu erwartende Zahlung der Arbeitsagentur ins Leere laufen würde. Jetzt sind wir alle wieder um eine Erfahrung reicher, es passieren immer wieder Dinge, die vor Kurzem noch außerhalb unserer Vorstellungskraft lagen.

 

 

Frank Schöler