Sehr geehrte Redaktion,
mit Interesse und Erstaunen haben wir Ihren obigen Artikel über Asyl-Gewalt vom 25. Juli zur Kenntnis genommen. Sie berichten über eine ‚Bluttat‘ als Resultat eines Streites zwischen zwei Flüchtlingen und berichten im gleichen Artikel darüber hinaus noch über eine ‚Randale‘ in einem Asylheim. Auch der Folgebericht vom 26. Juli über die ‚Bluttat‘, in dem Sie Ihre Berichterstattung vom Vortag aufgrund eines aufklärenden Gesprächs mit Herrn Hajo Jommersbach, der die Zusammenhänge der Tat als engagierter Betreuer des Opfers und Mitglied der Flüchtlingshilfe Langenfeld kennt, korrigierten, wurde von uns aufmerksam gelesen.
Sie berichten, das sich die Zahl der Anzeigen laut einem gemeinsamen Bericht von Ordnungsamt und Polizei vom 14. Juni ‚eher erhöht‘ hat. Im Widerspruch dazu steht ein Zitat der ‚Vizechefin‘ des Rathauses Marion Prell, die betont, dass ihr von einer Häufung von Gewalttaten in Langenfelder Wohnheimen nichts bekannt sei. Die Stadt versuche Flüchtlinge so auf die Unterkünfte zu verteilen, dass das Streitpotential minimiert wird. Außerdem sei ein privater Sicherheitsdienst engagiert. Die Maßnahmen sind wenig zielführend. Von einer Minimierung des Streitpotentials kann nicht die Rede sein.
Nach Beobachtung der Flüchtlingshilfe Langenfeld und der langjährigen Praxis im Umgang unserer Helfer mit Flüchtlingen kommt es wegen der spezifischen Wohnsituation und aus vielschichtigen anderen auch fluchtbedingten Gründen immer wieder zu Streitereien, Konflikten und Straftaten unterschiedlicher Qualität, die dann gehäuft zu Anzeigen bei der Polizei führen. Viele der Konflikte wie z. B. häusliche Gewalt sind auch innerhalb der deutschen Gesellschaft nicht unbekannt. Bei den in Langenfeld wohnenden Flüchtlingen kommen aber noch Konflikte hinzu, deren Wurzeln in kulturellen und religiösen oder kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen zu suchen sind.
Diesen Konflikten stehen die Stadt Langenfeld, ihre Ordnungsbehörden sowie auch die Polizei hilflos gegenüber. Sie klein zu reden, wie die Stadt Langenfeld es zu tun pflegt und, wie Ihrem Artikel zu entnehmen ist, auch in dem neuesten Fall in für uns unverantwortlicher Weise tut, ist grundfalsch. Auch mit privaten Ordnungsdiensten, Honorarkräften und Hausmeistern ist diesen Konflikten nicht beizukommen.
Die Lösung derartiger Konflikte überfordert auch die ehrenamtlichen Helfer der Flüchtlingshilfe Langenfeld. Schließlich basiert unsere Art der Hilfe ausschließlich auf Mitmenschlichkeit und unvoreingenommener Selbstlosigkeit, die wir unabhängig von Religion und kulturellem Unterschied auf verschiedensten Ebenen leisten.
Wir sind der Meinung, dass zur dauerhaften Konfliktminderung und Vermeidung von Verunsicherung in der Bevölkerung nur professionell betriebene, vorausschauende Sozialarbeit mit Flüchtlingen durch Mitarbeiter der Stadt weiterhelfen kann. Doch die Stadt Langenfeld und auch die Mehrheitspartei des Stadtrates sperren sich mit aller Macht dagegen und sind auf diesem Auge blind.
Schon bei der Ausgestaltung des Integrationskonzeptes forderte die Flüchtlingshilfe Langenfeld neben vielen anderen Aspekten eine aktive Sozialarbeit ein. Dies wurde kurzerhand abgeschmettert. Zum wiederholten Mal haben wir in persönlichen Gesprächen mit unserem Bürgermeister Frank Schneider, der ersten Beigeordneten Marion Prell sowie dem Leiter des Sozialamtes Holger Hammer darauf hingewiesen, dass es mit Blick auf eine friedliches Zusammenleben in Langenfeld, aber auch der Flüchtlinge untereinander des gezielten Einsatzes von Sozialarbeitern bedarf. Von Sozialarbeitern, die die Sprache der Flüchtlinge sprechen und mit ihrer Kultur vertraut sind. Obwohl es der Stadt finanziell gut geht, wie kaum einer Stadt in NRW wurde dies aus Budgetgründen immer wieder abgelehnt.
Wir halten die Vorgehensweise der Stadt für unprofessionell und warnen deshalb davor, das friedliche Zusammenleben der Menschen in Langenfeld mit den Flüchtlingen oder auch nur die friedliche Koexistenz fahrlässig zu gefährden. Im Falle des Falles hätte das auf dem Papier existierende Langenfelder Integrationskonzept jegliche Bedeutung verloren. Mit einer vorausschauenden aktiven Sozialarbeit, wäre es zu der geschilderten und stark untertrieben dargestellten ‚Bluttat‘ unter Umständen erst gar nicht gekommen.
von Torsten Fuhrmann und Rainer Schlatmann