Die Turnhalle Am Hang ist seit gut zwei Jahren fester Bestandteil der Flüchtlingsunterbringung. Zunächst als Abschiebeunterbringung gedacht (Kosename in der Verwaltung „Jugo-Halle“) und überwiegend mit Balkanbewohnern bestückt, später wegen Flächenmangel mit allen Nationalitäten bevölkert. Die Halle wurde mit Zellen ausgestattet, die Seiten- und Rückwände hatten, der Zugang von vorn wurde offen gehalten, wohl damit sich die Bewohner durch das Vorhängen von Decken und Laken etwas Eigenes schaffen konnten.
Das taten dann auch alle, nutzten tapfer die Gemeinschaftsküche, sahen zu, wie regelmäßig die überforderten Sanitäranlagen kollabierten, aber den Gefallen, freiwillig auszureisen, taten sie der Verwaltung nicht. So wurde aus der Turnhalle ein gallisches Dorf, die Bewohner hörten nicht auf, auf ihre eigene Weise die Intention für die Existenz ihrer Schlafstätte zu konterkarieren.
Da deren Ruf von Anfang an ruiniert war, war es im Prinzip auch nur noch ein äußerst kleiner Schritt, um die Abschiebeeinrichtung zum Straflager zu machen. Inzwischen sind dort einige Personen untergekommen, die sich in anderen Unterkünften unbotmäßig verhalten haben und in der Turnhalle Am Hang auf ihre Läuterung warten. Die Halle wird also noch gebraucht, auch als Heimstätte für einen jungen Tibeter, der als Flüchtling anerkannt ist und sich dort furchtlos seien Reis kocht. Keines der Motive zur Aufrechterhaltung der Wohnanlage trifft auf ihn zu, es gäbe genügend anderen Wohnraum für ihn. Vielleicht ist er aus Studienzwecken dort, wir wünschen ihm alles Gute.
von Frank Schöler